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2,1 Millionen Euro für die Sanierung von St. Severin

  • Drei Menschen vor einem Kirchgebäude, das zum Teil von Planen bedeckt ist.
    Maja Finnern, Pastorin Diana Krückmann (Mitte) und Architekt Filip Fröhler freuen sich darauf, mit den Planungen zur Sanierung zu beginnen. Im Hintergrund die Kirche St. Severin, die Plane schützt das Bauwerk vor Witterungseinflüssen.
  • Kirchraum von innen, hohes Dach mit Balken, Fenster rechts und links
    Das Dach bleibt erhalten, die Wände rechts und links sowie die im Bild nicht sichtbare Wand mit der Eingangstür werden komplett erneuert. Hinten im Bild sichtbar die Apsis und der Rundbogen, die möglicherweise erhalten bleiben.
  • Blick in den Altarraum der Kirche in Hanerau-Hademarschen mit Altar, auf dem Kerzen brennen
    Die Apsis und der Rundbogen sollen möglicherweise erhalten bleiben
  • Mauerwerk, aus dem Putz und Mörtel auf den Boden gerieselt sind.
    Der verpresste Mörtel zersetzt sich zunehmend und zerstört so die Wände der Kirche.

Hanerau-Hademarschen – Was lange währt soll nun endlich gut werden. Nach jahrelangen Auseinandersetzungen hat die Kirchengemeinde Hademarschen im Oktober 2,1 Millionen Euro von den Versicherungen eines Ingenieurs, eines Statikers und einer Baufirma bekommen. Nun kann der Kirchengemeinderat gemeinsam mit dem Architekten Filip Fröhler endlich die Sanierung der Kirche St. Severin planen und umsetzen.

Die Kirchengemeinde hat in den letzten 20 Jahren nicht viel Glück mit ihrem Kirchbau gehabt. Das Kirchgebäude, dessen Anfänge sich bis ins Jahr 925 nach Christus zurückverfolgen lassen, brannte Weihnachten 2003 komplett aus. Ursache war ein Sicherungskasten. In den folgenden Jahren wurde an derselben Stelle eine neue Kirche gebaut, die sich in den Grundzügen am ursprünglichen Bau orientierte, aber mehr Licht und eine bessere Akustik bot. Die historischen Feldsteinmauern konnten dabei erhalten bleiben. Im August 2007 wurde diese Kirche eingeweiht. Bereits 2008 zeigten sich erste Risse im Mauerwerk. 2011 wird ein Beweissicherungsverfahren eingeleitet, um die Ursache der um sich greifenden Mauerwerksprobleme zu finden. Es zeigt sich: Der verwendete Mörtel führt durch chemische Reaktionen zur langsamen Zersetzung der Mauern. Im Herbst 2013 muss das Hauptportal geschlossen werden, die Kirche wird geschlossen, da eine Vielzahl an Gottesdiensten nicht mehr durchgeführt werden kann. 2014 beginnt ein Rechtsstreit zwischen den Verantwortlichen und der Kirchengemeinde, der 2017 zu einem guten Ende für die Kirchengemeinde führt: Die Versicherungen der Gegenseite müssen vollumfänglich für die Schäden aufkommen. In den folgenden Jahren geht es in langwierigen und komplizierten Gesprächen um ebendiese Zahlungen. Parallel werden verschiedene Notsicherungsmaßnahmen durchgeführt, für die die Kirchengemeinde in Vorleistung gehen muss.

Nun endlich kann der Kirchengemeinderat in die Zukunft blicken. Geplant wird nun ein Austausch der schadhaften Wände. Das Dach, welches in den Jahren 2005 bis 2007 neu erbaut wurde, soll dabei erhalten bleiben. Ebenso der Boden, denn dieser gilt als Bodendenkmal und muss geschützt werden. Eine Auflage seitens des Denkmalschutzes. Für die Wände hingegen gilt dies nicht mehr – das erleichtert die Planung mit den noch vorhandenen Mitteln: „Hätten diese Wände im ursprünglichen Zustand wiederhergestellt werden müssen, wären die Kosten deutlich höher“, erläutert Architekt Fröhler: „Wenn all die Steine herausgenommen werden müssten, gereinigt und wiedereingesetzt, lägen die Sanierungskosten bei knapp 5 Millionen Euro. Denn bei der Reinigung muss dafür gesorgt werden, dass der Mörtel, der die Mauern zerstört, vollständig entfernt wird. Ein immenser Aufwand!“ Die neuen Wände werden nun wohl eher heutigen Ansprüchen genügen, statt 1,60 Meter breit nur noch ungefähr einen halben Meter dick. Von außen soll eine Backsteinfassade entstehen, innen wird künftig verputzter Sandstein zu sehen sein. „Ich träume noch davon, die Apsis und möglicherweise auch den Rundbogen davor zu erhalten. Statisch wäre das durchaus möglich“, so Fröhler. Ob sich dieses Vorhaben umsetzen lässt, werden erst die neuen Planungen zeigen. „Die Kirche ist architektonisch fantastisch angelegt, es ist sehr traurig, dass solche Schäden entstanden sind. Wir möchten bei der Sanierung so nah wie möglich an den Plänen des Wiederaufbaus nach dem Brand bleiben,“ so Fröhler.

Für Pastorin Diana Krückmann, die zugleich Vorsitzende des Kirchengemeinderates ist, endet eine sehr anstrengende Zeit: „In den 12 Jahren, die ich in dieser Kirchengemeinde bin, ist keine Woche vergangen, in der ich nicht auf die eine oder andere Art und Weise mit St. Severin befasst gewesen wäre.“ Maja Finnern, Vorsitzende des Kirchbauvereins und stellvertretende Vorsitzende des Kirchengemeinderates ergänzt: „Es gab Phasen, in denen die Nachfragen sehr drängend waren, während wir zum Schutz des Verfahrens keinerlei Auskünfte geben durften, das war phasenweise sehr belastend.“

Im Idealfall sollen die Ausschreibungen nach Ostern starten und möglichst bald nach der anschließenden Vergabe mit den Arbeiten begonnen werden. Wenn keine unerwarteten Schwierigkeiten auftreten, hoffen Kirchengemeinderat und Architekt, dass die Wände Ende 2025 geschlossen sind. Dann müssten nur noch Arbeiten im Inneren erfolgen, sodass Weihnachten 2026 hoffentlich etwas in der Kirche stattfinden kann. Da der Kirchbauverein auch noch zweckgebundene Spenden für die Inneneinrichtung hat und künftig zusätzlich Drittmittel einwerben möchte, könnte auch wieder über bunte Kirchenfenster nachgedacht werden und andere Pläne realisiert werden. Auf die Gestaltung des neuen Lebens in den neuen Räumen freuen sich alle Beteiligten schon jetzt sehr.