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Weihnachts-Oratorium in St. Nicolai (2023): "Jauchzet, frohlocket!"
Seht und hört: "Jauchzet, frohlocket" (link zu unserem YouTube Kanal)
Draußen auf dem Weihnachtsmarkt rund um die Kirche wurde fröhlich mit Punsch angestoßen, es drehte sich das Karussell und aus den Lautsprechern ertönte das unvermeidliche „Feliz Navidad“.
Drinnen in der St. Nicolai-Kirche saßen die vielen Konzertbesucher dichtgedrängt, selbst die Empore wurde noch für Restkarten geöffnet. Alle warteten gespannt auf den Moment, in dem Katja Kanowski den Taktstock erheben und die ersten fünf bekannten Paukenschläge ertönen sollten, die das jährliche Weihnachtsoratorium einleiteten - es war wieder so weit! Die Adventszeit ohne das „Jauch-zet, froh-lo-cket“ ist für viele Menschen schlichtweg nicht vorstellbar.
Wie beim Mozartkonzert vor vier Wochen saßen die Zuhörer wieder in Blickrichtung der Heßler-Orgel, eine anscheinend nun bewährte Sitzordnung für solch große Oratoriumswerke. Denn auch diesmal haben sich die beiden Kirchenchöre aus Flensburg und Eckernförde zusammengetan, um in beeindruckender Stärke die Choräle und schnellen Fugen sicher darzubieten. Sie konnten sich dabei fast blind auf die teils jungen Instrumentalisten des Ensemble „Ars Musica“ verlassen, das in St. Nicolai mittlerweile ein Heimspiel hat. „Wenn wir die großen Werke der Musikgeschichte in Eckernförde zu Gehör bringen, dann soll es in der allerbesten Qualität geschehen. Es soll für alle großartig sein, weil doch auch die Weihnachtsbotschaft großartig ist“, erläutert Kanowski als musikalische Leitung ihren Anspruch.
Dass die Solisten diese hohen Erwartungen erfüllten, versteht sich vor diesem Hintergrund fast von selbst: der Tenor Steven van der Linden aus London führte als Evangelist mit großer Sangesfreude durch die Weihnachtsgeschichte, während Lukas Gerber als Bass vor allem in seiner Arie „Großer Herr, o starker König“ überzeugte. Es war eine Freude, die so klare, so brilliante Sopranstimme von Laetitia Feige innerhalb weniger Wochen wieder in St.Nicolai zu erleben. Das „Exsultate, jubilate“ von W.A.Mozart wurde dem Weihnachtsoratorium vorangestellt. In dem für Sopran und Orchester geschriebenen Werk kam die Extraklasse von der schwäbischen Sopranistin exklusiv zur Geltung: das hohe C meisterte sie mit einer ungeahnten Lässigkeit und Bravour. Wer die Augen geschlossen hatte, konnte tatsächlich einen himmlischen Engelsgesang hören. Und ach, Anne-Kristin Zschunke - ein Hochgenuss und großes vorweihnachtliches Geschenk, ihrer warmen, lieblichen Altstimme zuzuhören.
Das Weihnachtsoratorium von Johann Sebastian Bach ist vor allem in Deutschland so beliebt, weil es mit Pauken und Trompeten, mit Geigen und Flöten eine so feierliche Orchestrierung hat. Es liegt sicherlich auch an den sich kurzweilig abwechselnden Chorälen, Rezitativen und Arien, dass die Menschen dieses weihnachtliche Werk so lieben und viele der Stücke während des Konzerts bereits mitsummen möchten.
Die über 300 Konzertbesucher haben ihre adventliche Freude dementsprechend zum Schluss mit minutenlangen Standing Ovations zum Ausdruck gebracht. Und auch wenn sich die Welt weiterdreht wie das Karussell draußen auf dem Weihnachtsmarkt, so konnte die alte Sehnsucht nach dem „Friede auf Erden“ an diesem Abend doch wieder einmal in St. Nicolai erneuert werden.
Klaus Kaiser
Eine Brücke aus Musik | Chorkonzert „Across the bridge of hope” in St. Nicolai
Schwindelfrei musste man nicht sein, um am Freitagabend dem Konzert in der St. Nicolai-Kirche zu lauschen. Aber die Zuhörer in der vollbesetzten Kirche konnten über viele musikalische Brücken gehen, die ihnen dargeboten wurden. Der „Mädchenchor Eckernförde“ sang gemeinsam mit dem „NordKammerChor“; beide Ensembles traten mal abwechselnd auf, mal waren sie ineinander verwoben und haben so eine wunderbare Verbindung zwischen den Generationen geschaffen.
„Wir singen seit vielen Jahren bei Katja Kanowski im Chor und waren bereits auf verschiedenen Reisen und Chorwettbewerben“, berichteten Tomke Steinborn (14) und Sarah Barnsteiner (12) stolz. Diese intensive kirchenmusikalische Jugendarbeit war tatsächlich bewundernswert: die acht Mädchen haben stimmlich brilliert und in ihrer klaren Intonation begeistert. Der NordKammerChor, allesamt erfahrene Sängerinnen und Sänger, hat sich erst im letzten Jahr unter Katja Kanowski gegründet. Die einzelnen Stimmen bestachen durch ihre Ausdruckskraft, und man merkte allen die Freude an, zum ersten Mal gemeinsam mit der jungen Generation singen zu dürfen.
Innerhalb des musikalischen Programms konnte man auch über musikgeschichtliche Brücken gehen, und der dafür wie geschaffene Kirchenraum bot dafür eine fantastische Statik. Von Komponisten der Gregorianik, Renaissance und des Barock über bekannte Filmmusik („Die Kinder des Monsieur Mathieu“) bis zu zeitgenössischer Literatur von J. Mäntyjärvi wurde ein großer musikalischer Borgen geschlagen. Mit „Summa“, dem von Arvo Pärt musikalisch umgesetzten lateinischen Glaubensbekenntnis, und dem Responsialgesang „Ubi caritas“ aus dem 8. Jdt wurde das Konzert eindrucksvoll begonnen: beide Chöre stellten sich - wie zu einer inneren Sammlung - in den Kirchraum und ließen die Töne wie in Trance fließen. Es folgte unter anderem englische Vokalmusik, Soloparts in barocken Wechselgesängen und ein ungeheuer anspruchsvolles, von den jugendlichen Stimmen beeindruckend klangrein dargebotenes „Ave Maria“.
„Krass, es haben echt ein paar Leute im Publikum geweint“, bemerkten Tomke und Sarah nach ihrem Auftritt.
Das dem Konzert den Namen gebende und von beiden Chören gemeinsam gesungene „Across the bridge of hope“ bezog sich auf den Frieden zwischen den ehemaligen nordirischen Kriegsparteien. Überall auf der Welt müsste dieses Stück momentan gesungen werden - ein Konzert in St. Nicolai, das den Zuhörern in Krisenzeiten tatsächlich Zuversicht schenken konnte!
Videos zum Konzert auf dem YouTube Kanal von St. Nicolai: